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28 Apr. 20

Anmerkungen zum einseitigen und hetzerischen Kurier Artikel vom 28.4.2020

Worum es wirklich geht…

Das Qualitätsmedium Kurier und sein liebster Bildungsexperte Salcher berichten hier sehr einseitig und hetzerisch. Von Salcher sind wir sowieso nichts anderes gewohnt.

Hier einige Anmerkungen:

1.) tausende Pflichtschullehrer/innen haben in den Osterferien freiwillig und ohne jeden Muckser die Betreuung der Schüler/innen übernommen. Freiwillig heißt in unserem Fall ohne Bezahlung! Wir nehmen an, dass der in dem Artikel erwähnte AHS-Lehrer dies nicht gemacht hat!

2.) Lehrer/innen stellen seit Monaten ihr gesamtes privates Equipment (Handy, PC, Drucker, WLAN, etc.) ohne Kommentar zur Verfügung, weil der Dienstgeber bis dato nicht fähig war, seine Dienstnehmer/innen anständig auszustatten.

3.) es geht nicht um die 2 Tage mehr, sondern um die Tatsache, dass man so eine Entscheidung per Interview im Radio mitgeteilt bekommt. Ebenso darum, dass man einen Schulstart ankündigt, ohne sich vorher um ausreichende Hygieneartikel zu kümmern. Auch wenn der Bund für seine Bundesschulen dies anscheinend gemacht hat, bedeutet das nicht, dass die Länder dies für die Landesschulen gemacht haben. Welche Berufsgruppe würde einfach kommentarlos zwei gratis Arbeitstage akzeptieren? Wenn Minister Faßmann wie in der Karwoche die freiwillige Variante gewählt hätte, wäre das sicher die klügere Vorgehensweise gewesen. Wertschätzung für eine Berufsgruppe, die so wie viele andere jetzt ebenfalls enorm viel geleistet hat, ist mit dieser Vorgehensweise sicher nicht zu spüren.

4.) die aktuellen Vorgaben des Dienstgebers sind schlichtweg gesagt ein Chaos. Man merkt, dass sie auf Grund des politischen Drucks passiert sind. Gleichzeitig die Hälfte der Kinder zu unterrichten und die andere Hälfte zu beaufsichtigen wird zum Beispiel in Oberösterreichs Pflichtschulen in zahlreichen Fällen ein riesen Problem darstellen. Stichworte wie - volle Klassen, keine Raumressourcen, unzureichende Hygienevorrichtungen (keine Seife mehr, keine Desinfektionsmittel, kaum Waschbecken und kein warmes Wasser) - dürften anscheinend noch nicht bis an die Spitze der Schulhierarchie vorgedrungen sein. Die Gesundheit der Pädagoginnen und Pädagogen sollte dabei sehr wohl ein wichtiges Thema sein.

5.) ein Betrieb mit 126.000 Mitarbeiter/innen kann nicht über Presseaussendungen geführt werden.

6.) Pflichtschullehrer/innen kommen in vielen Bereichen der Volksschule und der Sonderpädagogik nicht ohne Beziehungsarbeit aus. Beziehungsarbeit heißt bei uns Körperkontakt, Trösten uvm. Hier sind Schutzmaßnahmen wesentlich wichtiger als in anderen Gruppen.

Wenn man all diese Dinge betrachtet, ist das nicht peinlich, sondern die Verpflichtung einer Standesvertretung. Solche Entscheidungen über die Medien ausgerichtet zu bekommen ist in Zeiten von Mobiltelefonen, mit denen auch Lehrervertreter/innen jederzeit erreichbar sind, einfach stillos und einer großen Berufsgruppe nicht wertschätzend gegenüber.

Der Kurier berichtet tendenziell einseitig und verschweigt die vielen Lehrer/innen, die das anders sehen. Dass in einer Berufsgruppe mit 126.000 Menschen nicht immer alle einer Meinung sind liegt auf der Hand. Viele Menschen konnten sich in dieser angespannten Zeit ein Bild davon machen, dass „Pflichtschullehrer/insein“ nicht nur Ferien bedeutet, sondern ein enorm fordernder Beruf ist. Image entsteht durch die Meinungen der Menschen über die Tatsachen und nicht durch hetzerische Zeitungsartikel, die mit der Realität kaum etwas zu tun haben.